Unser 3. Kongress hat stattgefunden! Bleibt gespannt, ein eigener Bericht folgt bald! Bis dahin spiegeln wir euch hier schon einmal einen Artikel von Perspektive Online über unseren Kongress:
3. FKO-Kongress: Verankern, vertiefen, verbreitern – die Klasse organisieren
Am vergangenen Wochenende hat in Leipzig der dritte Kongress der Föderation Klassenkämpferischer Organisationen stattgefunden. Rund 250 Personen aus ganz Deutschland waren zusammengekommen, um zu diskutieren und zu entscheiden: wie ist die aktuelle Lage einzuschätzen? – Und welche Schritte geht man gemeinsam, um die klassenkämpferische Bewegung weiter voranzutreiben.
Anfang Oktober sind Aktive aus den 43 Ortsgruppen der Föderation klassenkämpferischer Organisationen (FKO), Interessierte und Aktivist:innen befreundeter Organisationen für den dritten Kongress der Föderation in Leipzig zusammengekommen. Für den dreitägigen Kongress reisten die Anwesenden dabei aus über 19 Städten aus ganz Deutschland an, um gemeinsam die bisherige Arbeit auszuwerten und darauf aufbauend über die nächsten Schritte zu diskutieren.
Dass die aktuelle Lage klassenkämpferische Organisationen vor zahlreiche Aufgaben stellt, wurde auf dem Kongress nicht nur anhand der diesbezüglichen Diskussionen deutlich. Sondern auch daran, dass in der Woche und während des Kongresses zahlreiche Ereignisse die Welt weiter in Bewegung und Aufregung versetzten: Die israelische Regierung fing weitere Schiffe der Global Sumud Flottilla ab und nahm zahlreiche Aktivist:innen gefangen. Zeitgleich eröffneten die USA einen neuen Vorstoß für ein Geiselabkommen. In Madagaskar, Marokko und Peru tobten und toben Protestwellen, und in Deutschland eröffnete Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) die Perspektive, die Menschen schneller als gedacht fürs Militär zu verpflichten.
Das Wissen darüber, dass sich die Widersprüche auf der Welt immer mehr zuspitzen und die klassenkämpferische Bewegung dem noch nicht genug entgegensetzen kann, prägte auch die Diskussionen auf dem Kongress.
Tiefer verankern und noch breiter werden
Immer mehr Menschen in Deutschland sind unzufrieden und sorgenvoll: sei es wegen der Angst vor Krieg, dem Absinken des eigenen Lebensstandards oder der Zukunft ihrer Kinder. Es zeigt sich eine höhere Bereitschaft, aktiv zu werden. Auf dem Kongress wurde unter anderem darüber diskutiert, wie man dieses Potenzial noch besser in Bewegung setzen kann.
Es wurde ausgewertet, wo die fünf Mitgliedsorganisationen Betriebskampf, Internationale Jugend, Frauenkollektiv, Solidaritätsnetzwerk und Studierendenkollektiv es schon schaffen, Menschen dort zu erreichen, wo sie leben, arbeiten, zur Schule oder Uni gehen – und wie man die eigene Arbeit an diesen Orten noch weiter ausbauen kann.
Darüber hinaus wurde aber auch über das Potenzial politischer Bewegungen diskutiert und darüber, wie es in Zukunft gelingen kann, einen klassenkämpferischen Standpunkt in diese hinein zu tragen. Zudem wurde die Frage eröffnet, wie es die Föderation schaffen kann, sich von den großen Städten weiter ins Umland auszudehnen und dabei auch die Kontakte in kleineren Städten und Dörfern zu nutzen, bei denen es bisher schwerer fiel, sie einzubinden.
Politisch wird es für die FKO in den kommenden Jahren also darum gehen, immer größere Teile der Klasse zu organisieren und in die kommenden Kämpfe zu integrieren.
Hierbei setzt sie sich nicht nur das Ziel, mit verschiedenen Inhalten, Methoden und Aktionsformen immer mehr Menschen zu erreichen und einzubinden. Sondern sie nimmt sich darüber hinaus vor, den Kampf gegen die Probleme, welche die Menschen täglich plagen, organisch mit einer Lösungsperspektive zu verbinden und zu zeigen, warum es letzten Endes um den Kampf für eine ganz andere Gesellschaft – den Sozialismus – gehen muss.
Föderativer Zusammenschluss als Stärke
Bereits heute sind mit Blick auf die steigende Anzahl an Aktiven in der im Jahr 2022 gegründeten Föderation organisatorische Veränderungen notwendig. In den kommenden Jahren soll ihr Gerüst auf allen Ebenen gestärkt werden: Neben lokalen Räten sollen auch regionale Leitungsebenen eingeführt werden. Auf dem Kongress wurde darüber hinaus ein Exekutivkomitee gewählt. Das Exekutivkomitee agiert als Teil des Föderationsrates. Dieser setzt sich über die Komiteemitglieder hinaus aus Vertreter:innen der Vorstände aller Mitgliedsorganisationen zusammen, die durch diese delegiert werden.
Diese organisatorischen Veränderungen sollen dem neu gewählten Exekutivkomittee ermöglichen, eine Stärke der Föderation in Zukunft noch besser auszuspielen: die Kombination aus Mitgliedsorganisationen, die sich auf einen spezifischen Teil der Klasse und damit verbundenen Arbeitsbereich fokussieren, und einer starken Dachorganisation, die diese Kräfte an den entscheidenden Punkten zusammenführen und in Bewegung setzen kann.
Weitere Schritte im Kampf gegen das Patriarchat gehen
Auf dem Kongress wurde auch die anti-patriarchale Arbeit der vergangen Jahre ausgewertet. Diese soll in den kommenden Jahren ein noch natürlicherer Teil aller Arbeitsbereiche werden. Dem aufsteigenden Faschismus und somit der zunehmenden Gewalt und Angriffe auf Rechte von Frauen und LGBTI+ soll auch öffentlich noch stärker etwas entgegengesetzt werden.
Zudem soll ein weiterer Fokus darauf gelegt werden, die anti-patriarchalen Strukturen im eigenen Kreise aufzubauen und den internen Kampf gegen patriarchales Verhalten und Fehlverhalten in der alltäglichen Praxis nach vorne zu bringen. Aufbauend auf Diskussionsrunden, Seminaren und Leitlinien, die im letzten Jahr ausgearbeitet und durchgeführt wurden, soll dabei die Schulung aller Geschlechter in diesem Kampf weiter ausgebaut werden.
Ein Ziel ist außerdem, einen noch stärkeren Fokus auf den Kampf gegen die Unterdrückung aufgrund von Geschlecht und sexueller Orientierung zu legen.
Die Welt verstehen, um sie zu verändern
Um den gesetzten Aufgaben gerecht werden zu können, wurde auf dem Kongress auch über die gemeinsame Bildungsarbeit diskutiert. In der kommenden Zeit setzt sich die Föderation das Ziel, diese Arbeit auf unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Arbeitsbereichen weiter voranzutreiben.
Dabei soll es einerseits darum gehen, die eigenen Aktiven zu schulen und bereits gemachte Erfahrungen weiterzugeben. Andererseits wird sich das Ziel gesetzt, zunehmend breiter in die Klasse hineinzuwirken und niedrigschwellige Bildungsangebote in die eigene Praxis zu integrieren.
Die Repression gegen fortschrittliche Kräfte in Deutschland zieht derzeit an. Im Vergleich zu den frühen 2010er Jahren ist eine steigende Zahl an Organisationsverboten, aber auch eine Einschränkung demokratischer Rechte wie zum Beispiel des Versammlungsrechts zu beobachten.
Vor diesem Hintergrund wurde auf dem Kongress der Föderation auch über die Aufgabe diskutiert, die eigene Antirepressionsarbeit zu professionalisieren. In den kommenden Jahren soll es auch darum gehen, eine Expertise zu entfalten, die es der Föderation ermöglicht, schnell politische Antworten auf Angriffe zu finden: sowohl auf Angriffe gegen die eigenen Strukturen, auf die Bewegung im Allgemeinen oder die demokratischen Rechte der Klasse.
„Zwei, drei Zähne zulegen“
Gegenüber Perspektive Online fasste Maraike Ehlers die Arbeit des Kongresses zusammen: „Zum einen war es schön, die Erfolge unserer Arbeit der letzten Jahre zu sehen. Wir sind stark personell gewachsen, haben uns ausdifferenziert, konnten uns auf mehr Städte in ganz Deutschland ausdehnen – sogar eine ganze Organisation dazugewinnen im Bereich der Studierendenarbeit. Vor allem sind wir aber stark zusammengewachsen und immer mehr wirklich zu einer Organisation geworden, die mit dem Kampf für den Sozialismus ein klares Ziel vor Augen hat.“
Es sei aber ebenso bereichernd und wichtig gewesen, sich damit auseinanderzusetzen, wo man gerade stehe. Die klassenkämpferische Bewegung und die FKO als Teil dessen könne gerade noch nicht mit den aktuellen Entwicklungen mithalten.
„In den nächsten Jahren werden wir zwei, drei Zähne zulegen müssen, wenn wir es schaffen wollen, dem aufsteigenden Faschismus und der Militarisierung eine sozialistische Perspektive entgegenzusetzen. Der Kongress war hier ein guter Schritt – jetzt liegt es an uns, die Ausrichtungen umzusetzen und damit unseren Beitrag zum Aufbau einer klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung zu leisten!”, so Ehlers.
