Ergänzung zu unserem Umgang mit patriarchalem Verhalten und Gewalt

Nachdem wir uns vor kurzer Zeit bereits zu Veröffentlichungen und Vorwürfen gegenüber unserer Föderation und ihrer Mitgliedsorganisationen geäußert haben, möchten wir aufgrund neuer Beiträge noch einmal ergänzend dazu öffentlich Stellung beziehen.

Wir wollen diese Zeit nutzen, wichtige und notwendige Entwicklungen im Kampf für die Frauenrevolution, gegen patriarchale Gewalt und patriarchales Verhalten zu ermöglichen. Wir wollen Veränderungen diskutieren, uns einen gemeinsamen Standpunkt erarbeiten und diesen auch gemeinsam einnehmen. Dabei stellen wir schon seit Gründung sowohl der jeweiligen Mitgliedsorganisationen als auch der FKO den Anspruch an uns, den antipatriarchalen Kampf innerhalb und außerhalb unserer Strukturen zu führen und weiterzuentwickeln.

Die Posts des Autor:innenkollektivs „Täter Stoppen!“ sind nicht auf der Ebene der Kritik, des Anstoßen von Veränderung oder dem politischen Kampf für eine Veränderung. Sie sind ein politischer Angriff unter anderem auf uns. Diesen Umgang und das Statement in

dieser Form lehnen wir ab. Nichts desto trotz stehen wir in der Verantwortung, die dort aufgeworfenen Kritiken und Vorwürfe ernst zu nehmen und diesen nachzugehen. Uns ist wichtig, auch hier einen politischen Umgang zu haben. An unserem Anspruch, jede Kritik ernst zu nehmen, hat sich auch hier nichts verändert.

In einer neuen Veröffentlichung werden zwei konkrete Fälle benannt, die als Belege für Täterschutz in unseren Organisationen gelten sollen. Zu diesen beiden werden wir auch offen Stellung beziehen, allen anderen weiteren Vorwürfen in Bezug auf andere Personen aus den Posts wird aktuell intensiv nachgegangen und die Fälle diskutiert und bewertet, um herauszufinden, ob hier Fehler in Einschätzungen gemacht wurden.

Beide genannten Fälle waren und sind innerhalb der jeweiligen Strukturen lokal bekannt, und auch hier haben die Kommunistischen Frauen uns in der konkreten Bearbeitung unterstützt. In beiden Fällen stimmen die veröffentlichten Informationen jedoch in wesentlichen Punkten nicht mit unseren Informationen überein.

Severin wurde nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe aus der IJ ausgeschlossen und eine Arbeit mit ihm wurde von KF übernommen. Parallel dazu gab es mehrere Gespräche mit der Betroffenen und der Organisation, in der die Betroffene damals organisiert war. Hier war es eine explizite Forderung der Betroffenen, dass die Vorwürfe gegen Severin nicht anderen gegenüber geäußert werden dürfen und der Umgang in einem kleinen Rahmen gehalten werden soll. Dieser Forderung wurde nachgekommen, was heute aber von den Verantwortlichen als Fehler bewertet wird.

Für eine kollektive Kontrolle und einen kollektiven Umgang müssen die Vorwürfe mindestens in allgemein definierter Form offen gelegt werden. Von diesem Vorgehen müssen betroffene Personen überzeugt werden und wenn dies nicht möglich ist ein anderer Weg gefunden werden.

Auch mit Phil fand über einen längeren Zeitraum eine Arbeit und Auseinandersetzung mit seinem eigenen Verhalten in verschiedenen Situationen statt. In diesem Zeitraum sind wir gemeinsam mit KF zu der Einschätzung gekommen, dass es sich nicht um Verhaltensweisen und Taten handelt, die zu einem dauerhaften Ausschluss aus unseren Strukturen führen. Die Arbeit mit Phil zu den konkreten Vorwürfen ist abgeschlossen und hinter diesem Beschluss werden wir stehen, da unsere Arbeit mit ihm nach unserer aktuellen Einschätzung positive Ergebnisse und Verhaltensveränderungen erzielt hat.

Auch aktuell werden noch weitere Fälle patriarchalen Verhaltens und Gewalt auf lokaler Ebene gemeinsam mit KF bearbeitet und ein konkreter Umgang damit diskutiert. Ebenfalls gab es solche Fälle in der Vergangenheit und, so lange das Patriarchat besteht, wird es diese auch in Zukunft geben. Es muss uns klar sein, dass wir diese Tatsache nicht vollkommen verhindern können, sondern einen möglichst politischen, produktiven und im Sinne der Frauenrevolution stehenden Umgang damit finden müssen.

Wir wissen nicht, was die Betreiber:innen von „Täter Stoppen!“ in Zukunft noch veröffentlichen werden, wir werden jedoch weiter alle Vorwürfe patriarchaler Gewalt in unseren Strukturen bearbeiten, aus vergangenen Erfahrungen und Fehlern Lehren ziehen und den Umgang damit auch eigenständig innerhalb der eigenen Strukturen entwickeln.

Den öffentlichen Umgang mit möglichen weiteren Veröffentlichungen müssen wir jedoch immer konkret festlegen. Dabei werden wir uns dementsprechend nicht automatisch zu jeder Person, die zu einem Zeitpunkt bei uns oder in unserem Umfeld aktiv war so umfangreich äußern. Viel mehr sagen wir weiterhin, dass alle Menschen die Kritiken oder Vorwürfe gegenüber Genoss:innen der FKO haben oder außerhalb davon Unterstützung benötigen mit uns in Kontakt treten können und sollen. Selbstverständlich sollen auch alle Menschen, die sich mit uns und unserem Umgang auseinandersetzen wollen bei uns melden, sodass wir entsprechende Gespräche organisieren können.

Unsere weiteren Schritte als FKO

Auf dem 3. Kongress unserer Mitgliedsorganisation des Frauenkollektivs vom 7.-8. Dezember war das Thema „Umgang mit patriarchaler Gewalt“ einer der zentralen Schwerpunkte. Auf dem Kongress konnte ein Ort geschaffen werden, an dem nicht nur das Frauenkollektiv, sondern viele Frauen der FKO zusammen gekommen sind und über Grundsätze in dieser Arbeit und notwendige Veränderungen diskutiert haben. In der kommenden Zeit wird weiterhin ein Schwerpunkt auf die Entwicklung dieses Arbeitsbereiches gelegt.

Aktuell gibt es folgende Schritte und Ideen für die kommenden Monate, die in der Frauenkommission unserer Föderation weiter ausgearbeitet werden: Im Dezember wird die Diskussion des Frauenkollektiv-Kongresses zu patriarchaler Gewalt und dem Umgang damit so aufgearbeitet, dass sie in der gesamten FKO zur Verfügung gestellt werden kann und alle Genoss:innen die Ideen, Vorschläge und Ergebnisse kennen. Das Frauenkollektiv wird Leitlinien zum Umgang mit patriarchalem Verhalten und patriarchaler Gewalt ausarbeiten. Diese sollen dann in der gesamten FKO diskutiert werden. Auf Grundlage der Leitlinien soll die Frauenkommission einen Vorschlag zur Erarbeitung einer organisatorischen Struktur innerhalb der FKO erarbeiten.

Bis dahin werden wir als zentrale Anlaufstelle eine Mailadresse einrichten, an der sich alle Frauen mit Fragen oder konkreten Anliegen und auch Vorfällen richten können. Die Mailadresse lautet: frauenkommission@fkoonline.org

Im Sommer soll ein Bildungswochenende der FKO-Frauen stattfinden, um mehr Frauen gezielt in diesem Bereich der Arbeit zu entwickeln und als Frauen der gesamten FKO den Kampf um die Frauenrevolution voran zu treiben.

Wir wollen alle, die offen Fragen an uns haben, dazu ermutigen, mit uns in Kontakt zu treten und gemeinsam mit uns zu diskutieren.

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