Am 28. Juni jährt sich der Tag des Stonewall-Aufstands zum 53. Mal. Als Föderation klassenkämpferischer Organisationen ist dieser Tag für uns ein Kampftag für die Befreiung der lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen (LGBTI+)- Arbeiter:innen von Kapitalismus und Patriarchat.
Wir berufen uns auf dieses Datum, da es den Beginn der organisierten LGBTI+ Bewegung darstellt. In der Nacht des 28. Juni 1969 kam es im New Yorker „Stonewall Inn“ in der Christoper Street zum militanten Widerstand gegen die Polizei, die regelmäßig Bars und Kneipen stürmte, um homo- und transfeindliche Gesetze durchzusetzen.
Als Reaktion kam es zu Straßenschlachten der Besucher:innen gegen die Polizei. In Folge der Ereignisse bildeten sich die ersten Organisationen, die für die Rechte von LGBTI+ Personen in den USA kämpften. Es entstanden ebenfalls die jährlichen Pride-Paraden bzw. Christopher Street Days, wie sie in der BRD heißen.
Der Kampf gegen die Unterdrückung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlecht konnte erreichen, dass Homosexualität in vielen Ländern der Welt entkriminalisiert wurde. Auch für inter- und transgeschlechtliche Personen ist es leichter geworden, Namen und Geschlechtseintrag ändern zu lassen und zumindest teilweise Selbstbestimmung über ihre Körper zu erlangen.
Von Gleichberechtigung oder Befreiung kann jedoch keine Rede sein – auch nicht in den imperialistischen Zentren wie Deutschland, die sich gern als besonders fortschrittlich und „tolerant“ im Vergleich zum Rest der Welt geben.
Während es natürlich bestimmte Fortschritte in den USA oder der BRD gab, musste erstens jedes bestehende Recht für LGBTI+ Personen dem Imperialismus in harten Kämpfen abgerungen werden und ständig gegen Rückschritte verteidigt werden. Wie schnell sicher geglaubte Rechte unseres Kampfs für Geschlechterbefreiung rückgängig gemacht werden können zeigt sich derzeit in den USA. Hier könnte es zur Abschaffung des Rechts auf Abtreibung kommen.
Zweitens steht überhaupt die Existenz von Kapitalismus und Patriarchat der Befreiung von LGBTI+ Personen zentral entgegen: Sie bilden die Grundlage für die LGBTI+ Unterdrückung. Sie bringen die bürgerliche Kleinfamilie – hervor. Diese setzt eine gesellschaftliche Arbeitsteilung und die darauf aufbauende Einteilung in Mann und Frau voraus, in der LGBTI+ Personen eben keinen Platz haben. Daraus folgt entweder die Leugnung ihrer Existenz oder die gezwungene Integration in die bürgerliche Kleinfamilie und das binäre Geschlechtersystem, wonach es neben “Frauen” und “Männern” noch die Katorgie “divers” gibt.
„Diversität“ in Führungsetagen von Großkonzernen sowie die Instrumentalisierung von LGBTI+ Rechten für imperialistische Kriege sind dabei aber keine Fortschritte, sondern tragen sogar zur Festigung des Patriarchat und des Kapitalismus bei. LGBTI+ Kapitalist:innen können nun auch von der Ausbeutung der Arbeiter:innenklasse profitieren, während diese durch schein-fortschrittliche Bewegungen für die Interessen des Kapitals eingebunden werden soll.
Gegen diese Unterdrückung kann die heutige, bürgerliche LGBTI+ Bewegung unsere Befreiung nicht erkämpfen. Auch wenn der Pride-Monat oder die CSDs ihren Ursprung im Stonwall-Aufstand haben, so haben sie sich schon lange von seinem kämpferischen Inhalt entfernt. Stattdessen zeigen sich Großkonzerne und die Polizei in Regenbogenfarben und die Veranstaltungen sind große Partys anstelle von Demonstrationen.
Auch die Versuche einiger LGBTI+-Aktivist:innen nur über “Identität”, statt über Kapitalismus, Patriarchat und die Unterdrückung unserer Klasse zu sprechen, dienen im Endeffekt den Kapitalist:innen.
Denn die LGBTI+ Frage ist auch eine Klassenfrage. LGBTI+ Arbeiter:innen werden ausgebeutet und durch den Staat unterdrückt, während zum Beispiel Jens Spahn Spitzenpolitiker werden kann und selbst als schwuler Mann von der LGBTI+ Unterdrückung profitiert.
Wir aber sind Teil der Arbeiter:innenklasse, also Proletarier:innen – und unter uns sind auch viele Menschen, welche lesbisch, schwul, bisexuell, trans- oder intergeschlechtlich sind und als solche unterdrückt werden.
Von diesem Klassenstandpunkt aus ist es also heute unsere Aufgabe, für eine proletarische LGBTI+ Bewegung zu kämpfen. Sie muss für die Rechte von LGBTI+ Personen kämpfen sowie gegen die Spaltung unserer Klasse aufgrund von Homo- und Transfeindlichkeit.
Gleichzeitig muss sie den Kampf für unsere Befreiung von Kapitalismus und Patriarchat im Sozialismus führen. Erst in dieser Gesellschaft, in dem die kapitalistische Ausbeutung der Vergangenheit angehört und die Bedingungen für die Aufhebung des Patriarchats geschaffen sind, können auch die bürgerliche Kleinfamilie und das binäre Geschlechtersystem anfangen, zu verschwinden. Für diese Welt kämpfen LGBTI+ Arbeiter:innen Seite an Seite mit allen anderen Arbeitern und Arbeiterinnen als eine vereinte Klasse!
Am Tag des Stonewall-Aufstands auf die Straße! Für eine proletarische LGBTI+ Bewegung und die Befreiung von Imperialismus und Patriarchat!